Dienstag, 20. November 2012

Etwas Kritik kann nicht schaden....

Nach tagelanger Pause jetzt mal wieder ein paar neue Erkenntnisse...
Ich bin jetzt seit knapp zwei Wochen dabei meine Ernährung umzustellen und habe in dieser Zeit sehr viele positive, aber auch einige negative Erfahrungen gesammelt. Zusammenfassend möchte ich heute noch einmal ein Zwischenfazit abgeben.
Nach meinen ersten  Einkäufen konnte man hier ja schon eine Tendenz erkennen, wie ich mich durch die ganzen Neuheiten im Alltag kämpfe. Entgegen dem, was ich in meiner anfänglichen Euphorie dachte, ist noch immer keine Spur von Routine eingetreten und ich muss jeden Tag wieder von Neuem überlegen, was ich esse, was ich einkaufe, wie ich bestimmte Sachen zubereite und vor allem, wo ich sie herbekomme.
Sicher haben einige von Euch mitbekommen, dass der Hype um das "Vegansein" momentan an seinem Höhepunkt angekommen ist und immer mehr Fleischesser darüber nachdenken mit dem Strom mitzuschwimmen. Die schon aktiven (Ernährungs-) Veganer machen kein Geheimnis daraus, wie gesund diese Ernährungsform ist, was sich alles zum Positiven verändert und wie toll und einfach es ist, keine Tierprodukte mehr zu essen/ trinken. Überall kann man Videos sehen, Blogs lesen, mit Texten wie: "Wir Menschen sind die einzigen auf der Erde, die Muttermilch einer anderen Spezies trinkt", u.a.
Vorher- Nachherfotos sollen auch noch den letzten Kritiker überzeugen und es scheint zu funktionieren.
Ich bin auch noch immer überzeugt davon, dass vegane Ernährung sehr viel Positives im Körper bewirkt und werde auch weiterhin noch vegetarisch und vegan kochen. Dennoch gibt es eben auch Schattenseiten und diese habe ich, besonders in den letzten Tagen, etwas besser kennengelernt.

 Das wichtigste an jeder Umstellung ist die Vorbereitung. Man liest sich durch sämtliche Bücher, Homepages, Blogs und Foren, holt sich Informationen von Verwandten, Freunden und Bekannten, die vegan leben und befasst sich genaustens damit, was man künftig noch essen/ trinken darf und vor allem, wo man das bekommt. Wie meine ersten Einkäufe gelaufen sind, kann man in meinem Blog zwar detailliert nachlesen, aber ich fasse hier mal kurz zusammen: Meine ersten Einkäufe waren absolut nervig, anstrengend und teuer ;) Entgegen den Pro- Argumenten der Missionierenden kann ich Euch sagen, dass vegane Ernährung definitiv teurer ist. Auch wenn Ihr Euch Euren Einkauf als Fleischesser schon einiges kosten lassen habt, weil gutes Fleisch auch seinen Preis hat und Obst und Gemüse nicht plötzlich teurer ist als zuvor... es geht- und das ist Fakt- noch teurer. Sicher sitzen jetzt ein paar Leute kopfschüttelnd vor ihrem Bildschirm, weil sie denken, dass ich angehende Veganer verschrecken möchte- will ich nicht! Tatsache ist halt, dass mit dem Start in die vegane Ernährung auch einige neue Produkte auf Eurem Einkaufszettel stehen werden, von denen Ihr vorher wahrscheinlich noch nie gehört habt. Die Mehrheit haben eben die Fleischesser, die diese Produkte nicht unbedingt benötigen und wie jeder weiß, haben Sachen mit geringerer Nachfrage einen höheren Preis. Zudem kommt, dass Ihr, abhängig davon, wo ihr wohnt, oftmals keinen direkten Zugriff auf bestimmte Lebensmittel der veganen Produktpalette habt und entweder weit dafür fahren oder sie im Internet erwerben müsst. Genau diese Erfahrung habe ich gemacht. In unserer Gegend ist die Nachfrage nach veganen Produkten so gering, dass ich hier in den preiswerteren Supermärkten nicht einmal Sojamilch bekommen habe und in den teuren dann für einen halb vollen Einkaufswagen doppelt so viel zahlen musste wie sonst für einen vollen. Zwar findet man sich, nach geraumer Zeit, besser zurecht und weiß auch, wo man bestimmte Zutaten günstiger findet, aber in meinem Fall ist es leider so, dass ich viele Produkte bestellen muss, weil ich sie hier nicht bekomme und spätestens dann wird es eben teuer.

 Als nächstes muss man sich eine ganze Weile durchprobieren. Während man als "normal" Essender sämtliche Geschmäcker seiner Nahrung kennt, muss man sich als Neuveganer mit den neuen Lebensmitteln erst noch vertraut machen, lernen wie man mit ihnen "produziert", von welchem Hersteller Zutaten am besten schmecken, welche Konsistenz Ersatzprodukte haben und und und. Mich kostet das immer wieder Nerven. Und so gelang ich dann am Freitag auch an meine Grenzen. Erst das misslungene Gericht am Vorabend, dann die nicht annähernd nach Bratwurst schmeckende "Bratwurst", die Scheibe Brot mit der "Wurst", die zwar nach Wurst schmeckte, aber Kaugummi- Konsistenz aufwies und die zu erwartende Frustration darüber, dass man altbekannte Gerichte nun neu kochen lernen und sich auf Rezepte anderer Veganer, mit einem anderen Geschmack, verlassen muss. Ein, für mich, großes Problem ist, dass die meisten Ersatzprodukte nur optisch einen Ersatz darstellen und, wenn man Glück hat, auch von der Konsistenz ähnlich sind. Geschmacklich muss man die meisten Zutaten aber erst noch gut bearbeiten, bis sie annähernd nach dem schmecken, was man erwartet. Natürlich bin ich deprimiert, wenn sich meine beiden Männer zu Hause das fleischige Geschnetzelte schmecken lassen, das ich ihnen blind und ohne zu probieren zubereiten kann und weiß, wie gut es schmeckt, während ich vor meinem Soja- Geschnetzeltem sitze, das zwar geschmacklich auch ganz ok ist, aber nichts mit dem Geschnetzelten zutun hat, das man seit Jahrzehnten kennt. Und dass ich fast ´ne halbe Stunde länger gebraucht habe, weil ich mein Trocken- "Fleisch" erst in Wasser einweichen musste, bevor ich es dann endlich "braten" konnte, um mir danach dann Gedanken machen zu müssen, wie ich jetzt noch eine leckere Sauce dazu zaubere, die mal ausnahmsweise nicht nach Nuss und Körnern schmeckt, zieht mich dann nur noch mehr runter.

Womit wir zu Punkt 3 gelangen... Schmacht auf Fleisch!
Hatte ich noch nie zuvor, wusste auch nicht, dass es sowas gibt.
Aber mit der steigenden Frustration, stieg bei mir auch das Verlangen nach Fleisch.
Vielleicht war es auch umgekehrt?!
Meine Cousine sagte mir, dass ihr Lebensgefährte das auch hatte, sie nicht.
Also ist es, ganz klar, von Eurer Person abhängig, ob es Euch irgendwann überkommt, ihr vegan für einen Moment lang scheiße findet und nur noch überlegt, in welcher Form Ihr Euer Verlangen stillt.
Das liebste Cousinchen riet mir übrigens Fleisch zu essen und danach aber konsequent mit der veganen Ernährung fortzufahren. Dennoch wollte ich mich nicht ergeben, ohne mir im Klaren darüber zu werden, dass das auch schief gehen kann. Ihr kennt sicher einige Raucher, die sich des öfteren schon vorgenommen haben auf die Seite der Nichtraucher zu wechseln, es dann eine Zeit lang sogar respektabel geschafft haben bis sie dann dem Irrglauben folgten, dass sie ja nach wochenlanger Abstinenz mal wieder eine rauchen könnten und nach dieser einen Zigarette einfach wieder Nichtraucher sind. Welcher Gruppe darf man diese Leichtgläubigen unter uns dann nach ein paar Tagen wieder zuordnen? -Genau! Den in der Kälte vor der Kneipe bibbernden Rauchern.
Dennoch war am Sonntag bei mir Fleischtag- und zwar so richtig!
Zu Mittag gab es die bezaubernden Lachsnudeln von meinem Mann, die mich wirklich glücklich machten, nachdem ich schon Mitte der Woche merkte, dass ich sehr großen Appetit auf Fisch verspüre.
Aber damit nicht genug, fuhren wir am Abend, nach dem Schwimmen, noch zu McD und ich bestellte mir nicht den Veggie- Burger!
Ich muss zugeben, nach dem Burger- den ich zum ersten Mal ganz auf aß- ging´s mir richtig dreckig :D
Gestern in der Früh hatte ich einen regelrechten Fleischkater und musste dann feststellen, dass die paar Pfunde, die ich in meinen veganen Tagen verloren hatte, allesamt wieder drauf waren. Ob ich es mit diesen Erkenntnissen bereue wieder Fleisch gegessen zu haben? -NEIN!
Ich habe von Beginn an mit mir ausgemacht, dass ich auf nichts verzichten möchte, nichts vermissen will und mich nicht quälen werde. Und die letzten Tage haben mir ganz klar gezeigt, dass ich ziemlich naiv war, zu denken, dass ich von jetzt auf gleich vom absoluten Fleischesser zum Hardcore- Veganer werden kann, ohne mich nach meinen alten Lieblingsgerichten zu sehnen, während ich sie für meine Omnivoren zubereite.
Wie ich schon erwähnte, läuft so eine Umstellung von Person zu Person anders ab. Es kann sein, dass es Euch um einiges leichter fällt Eure Gewohnheiten abzulegen und konsequent von heute auf morgen keine Tierprodukte mehr zu essen/ trinken. Aber jeder, der darüber nachdenkt vegan zu werden, sollte sich im Klaren darüber sein, dass es Hochs und Tiefs geben kann und dass es eben nicht in jedem Fall so leicht ist, wie einem von "eingefleischten" Veganern oftmals erzählt wird ;)

Mache ich trotz meines momentanen Tiefs und des sehr kritischen Beitrages über das "Vegansein" weiter?
- Ganz klar, JA! Denn auch, wenn ich meine Euphorie für das Ganze abgelegt habe und mir einige negative Dinge aufgefallen sind, geht es mir mit vegetarischer und veganer Ernährung trotzdem besser. Denn die Pros, die ich hier bislang gepostet habe, sind nicht durch Euphorie entstanden, sondern durch wirklich positive Veränderungen. Allerdings werde ich einen Gang zurück schalten. Das heißt, dass ich künftig bestimmte Gerichte nicht mehr vegan, sondern "nur" noch vegetarisch zubereiten werde. Ich werde auf meine Lasagne wieder normalen, geriebenen Käse streuen, anstatt veganen Pizzaschmelz, der zwar Optik und Konsistenz von normalem hat, aber geschmacklich weit davon entfernt ist. Ich werde meine Spaghetti Carbonara zwar noch mit Tofu, anstatt mit Speck, zubereiten, aber ganz sicher nie wieder Mandelmus oder sonstige Ersatzprodukte für die Sauce verwenden, sondern einfach wieder die gute, alte Sahne- die darf meinetwegen auch gerne vegan sein, aber wenn sie´s nicht ist, interessiert es mich jetzt auch nicht mehr!
Ich denke, die Masse macht´s letztendlich und solange ich mir morgens in meinen Kaffee auch weiterhin Sojamilch und Agavensirup, anstelle von Kuhmilch und Zucker, mische, bin ich auf dem richtigen Weg ;)


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